Brutblatt-Jungpflanzen bei Freilandkultur im Sommer
Kulturansprüche
Brutblätter kommen mit verschiedensten Substraten zurecht, wachsen dann aber ganz unterschiedlich.
In normaler Blumenerde erreichen viele Arten stattliche Größen. Bei Haltung in
nährstoffarmen, wasserdurchlässigen Kakteensubstraten bleiben die gleichen Pflanzen deutlich kleiner.
Die Wassergaben müssen dem Standort angepaßt werden und zwischendurch sollte die Erde immer weitgehend abtrocknen.
Stehen die Pflanzen kühl, darf nur selten gegossen werden. Bei Kultur am sonnigen, warmen Zimmerfenster ist
häufigeres Gießen erforderlich.
Man kann Brutblätter den Sommer über draußen, aber auch ganzjährig warm in der Wohnung kultivieren.
Als Zimmerpflanze bilden viele Arten Blätter mit anderer Form und Farbe als bei Kultur im Freien.
Am schönsten ausgefärbte, kompakte, widerstandsfähige Pflanzen erreicht man, wenn sie die frostfreie Zeit
(ca. Mai - Oktober) an einem regengeschützten, sonnigen Platz im Freien stehen und nur mäßig gegossen werden.
Zum Umzug der Brutblätter ins Freiland-Quartier wählt man im Frühjahr am besten eine Phase mit bedecktem Wetter.
Dann haben die Pflanzen Zeit, sich langsam an die stärkere Sonneneinstrahlung zu gewöhnen und bekommen keinen Sonnenbrand.
Vor den ersten Frösten im Herbst müssen die Brutblätter aber unbedingt wieder ins Haus.
Eine Überwinterung ist nicht unbedingt erforderlich, aber natürlicher und u. U. auch praktischer.
Herr Bernhard
nennt für Arten aus Madagaskar (alle Bryophyllum) eine Überwinterungstemperatur von tagsüber 18 °C und nachts 14 °C.
Meine Pflanzen stelle ich zur Überwinterung in einen hellen, kühlen Raum bei ca. 16-18 °C und gieße in dieser Zeit nur noch sehr wenig.
Der Winter, wenn die Tage kürzer werden, ist die Hauptblütezeit vieler Kalanchoe.
Möchte man sie zum Blühen bringen, darf mindestens 4 Wochen lang täglich maximal 8-10 Stunden Licht zur Verfügung stehen.
Da ich in meinem Überwinterungsraum nicht zusätzlich beleuchte, verkürzt sich dort im Herbst/Winter die die Tageslänge
automatisch und die meisten meiner Kalanchoe setzen problemlos Knospen an.
Insbesondere Arten wie K. delagoensis und K. daigremontiana sowie deren Hybriden blühen bei mir jedes Jahr in der Zeit
von Januar-April.
Einzelne Pflanzen treiben trotz Rückschnitt im Frühjahr später noch weitere
Blütenstiele und bringen den ganzen Sommer über immer wieder neue Blüten.
Namenlose Hybride K. daigremontiana "schmales Blatt" (rosa, links und 2. von rechts)
Namenlose Hybride K. delagoensis "Kindel ganzes Blatt" (orangegelb, Mitte im Hintergrund)
Hybride K. x houghtonii (günlich-gelb, Mitte im Vordergrund)
K. delagoensis (rechts, orangegelb-rosa)
Hybride K. delagoensis "Kindel ganzes Blatt" (links und Mitte)
und Hybride K. daigremontiana "schmales Blatt" (rechts)
Sommerblüte von K. daigremontiana
Vermehrung über Stecklinge
Alle Brutblätter entwickeln mit der Zeit durch Absterben alter Blätter einen kahlen Stamm.
Ist eine Pflanze dadurch unansehnlich oder zu hoch gewachsen, schneidet man einen Kopfsteckling
in der gewünschten Länge.
Stecklinge von empfindliche Arten stellt man vor dem Eintopfen ein paar Tage ohne Erde auf, damit die
Schnittstellen an der Luft trocknen und später keine Fäulnis auftritt.
Meine Stecklinge von K. delagoensis, K. daigremontiana und deren Hybriden setze ich ohne vorzutrocknen direkt in trockenes Substrat.
Auch lange Stecklinge bis ca. 40 cm und Stammstecklinge ohne Kopf wachsen bei mir meistens problemlos an.
Die frisch getopften Stecklinge sollten in jedem Fall anfangs nur wenig gegossen werden, damit die Schnittflächen nicht faulen
und Wurzeln ziehen können.
Setzt man den Steckling mit in den Topf zum Rest-Stamm, dann kann man diesen gleich noch als Stütze verwenden.
Auch der Rest-Stamm treibt häufig oben wieder mehrfach aus, selbst wenn er kahl ist.
K. x pink butterflies, im Vordergrund Kopfsteckling, hinten Reststamm mit Neuaustrieben
K. delagoensis mit Neuaustrieben
Vermehrung über Blätter
Bei Arten, wie z.B. K. pinnata oder K. prolifera legt man, wie schon von Goethe beschrieben,
einfach ein Blatt flach auf einen Anzuchttopf und hält die Erde feucht z.B. durch regelmäßiges Spühen.
Unterstützend kann man den Topf auch teilweise mit Folie überziehen.
An den Rändern des Blattes entwickeln sich dann schon nach kurzer Zeit Kindel, die ohne weiteres Zutun selbständig
in den Anzuchttopf wurzeln. Bei K. pinnata und K. prolifera findet man auch schon fertige Kindel an älteren Blättern, die von der Pflanze nicht mehr optimal mit Nährstoffen versorgt werden.
Beide Arten benötigen mehrere Jahre bis zur Blüte.
Bei Arten wie K. laetivirens, K. daigremontiana, K. delagoensis und deren Hybriden ist die Nachzucht
aus Kindeln fast nicht zu verhindern ;-) Kindel dieser Arten wurzeln problemlos und werden reichlich gebildet.
K. daigremontiana und K. laetivirens "kindeln" nicht nur, sie "enkeln" sogar!
Dazu müssen die Kindel nur lange genug an der Mutterpflanze bleiben.
K. laetivirens mit "Kindeln" und "Enkeln"
K. daigremontiana mit "Kindeln" und "Enkeln"
Die einzige stark Kindel bildende Kalanchoe, deren Kindel meist nicht überlebensfähig sind, ist
die K. x pink butterflies (Chlorophyllmangel/zu geringer Grünanteil).
Bei allen anderen, die Kindel einfach auf die Erde legen und das Substrat feucht halten (z.B. morgens und abends kurz mit einer
Wasserspritze ansprühen). Sobald die Kindel Wurzeln gezogen haben und sich die Erde gefestigt hat, kann normal gegossen werden.
Die jungen Pflänzchen wachsen schnell und sind oft schon innerhalb eines Jahres ausgewachsen.
Auch die Nachzucht aus Samen ist möglich, aber nicht einfach, da die Samen sehr fein sind.
Samenkapseln finde ich nach der Blüte bei den meisten meiner Kalanchoe. Ausgesät habe ich aus
Platzgründen bisher noch nicht.
Interessant wäre es auf jeden Fall, da bei Vermehrung über Samen immer die Chance besteht, dass etwas ganz neues entsteht.
Außerdem kann man natürlich auch gezielt versuchen, verschiedene Kalanchoe miteinander zu kreuzen.
Herr Bernhard
empfiehlt, die Anzuchttöpfe nach der Aussaat mit einer feinen Schicht Sand abzudecken. Dadurch werden die Samen besser
am Substrat angedrückt und vor Austrocknung geschützt.
Um die Verdunstung weiter zu verringern, zieht er noch eine Folientüte über die Töpfe oder stellt sie in einen geschlossenen Kasten.
Die Bewässerung der Töpfe erfolgt durch Tauchen von unten.
An einem hellem Standort ohne direkte Sonne bei 20-25°C sollte die Keimung nach etwa 2-3 Wochen abgeschlossen sein und der
Verdunstungsschutz kann nach und nach entfernt werden.